White Snow Dwarf (Bashful), 2010
In den Händen von McCarthy wurde Pimpel, der kleine Zwerg von Schneewittchen, in einen rosaroten Gartenzwerg mit einer rauen und unebenen Silikonoberfläche transformiert. Neben seinen Füssen findet man die bekannte Sextoys, die immer wieder in verschiedene Oeuvre von McCarthy auftauchen. Die gewählten Formen und die sehr kitschige Farbe lassen das glatte Fleisch des Zwergs noch mehr auffallen und charakterisieren die künstliche Seite von Disney. Bei der Ausstellung ist diese künstliche Seite weiterhin betont, da die Zwerge von anderen Skulpturen, welche eine „pornographische Interpretation“ des Cartoons anbieten, eingekreist sind. Diese Schuhe sind ein perfektes Beispiel, um diese gefälschte Welt und Paradies, die durch Disney repräsentiert werden, zu zeigen. (Giulia C.)
White Snow Dwarf (Sneezy), 2010
Besichtigt man die Ausstellung von Paul McCarthy, begegnet man Werken, welche alle Aufmerksamkeit erregen und schockieren. Eines darunter auszuwählen, welches mir persönlich besonders ins Auge stach war eine dementsprechend schwierige Aufgabe. Meine Wahl fiel auf seinen weissen Zwerg. Dieser spiegelt für mich im Besonderen die Diskrepanz zwischen etwas Unschuldigem und etwas geradezu Verstörendem ab. In der Menge der neun Zwerge McCarthys sticht er mit seiner „Farblosigkeit“ heraus. Weiss steht für Unschuld und Reinheit, der Zwerg selbst stammt aus einem, eigentlich, von Disney verharmlosten Kindermärchen. Tritt man jedoch näher heran und betrachtet die Skulptur genauer, erkennt man, wie sehr dieser Schein trügt.
Zerrüttet beschreibt das Aussehen der Skulptur wohl am ehesten. Eine Hand liegt deformiert am Boden, von der anderen existieren nur noch einzelne Elemente, welche wie Sehnenstränge aus dem Körper ragen. Es erinnert an eine Klaue, welche nach vorne ins Leere greift und jeden Moment zupacken könnte. Auch das Gesicht, wenn man von einem solchen sprechen kann, wirkt befremdlich. Die Nase ist mit einer Socke bedeckt, das Gesicht sieht aus wie männliche Geschlechtsorgane. Der Blick des Zwerges ist verstörend, während ein Auge unter der Mütze versteckt ist, sieht das andere aus als sei es zerstochen worden. Die Lippen bilden eine „Oh“ Form – der Ausdruck von Lustempfinden? Auch die „Nase“ und die abgetrennte Hand erinnern an Symbole der Selbstbefriedigung.
McCarthy konfrontiert mit dieser Symbolik den Betrachter mit einem Tabuthema der Gesellschaft. Auch die explizite Sexualität dieses Werkes steht im Kontrast zu der Unschuld des Kindermärchens und der weissen Farbe.
Eine weitere Kritik die das Werk aufwirft, bezieht sich auf die zerrüttete Gesellschaft. Der Kopf des Zwerges ist zertrümmert, aus dem Hinterkopf ragen Kabel hervor. Es erinnert an den Menschen als eine immer funktionierende Maschine. Auch das grob wirkende Material, welches aussieht als würde es von der Figur abfallen deutet auf diese Zerrüttung hin. Auf dem Sockel der Figur lassen sich neben dem „abgefallenen“ Material auch Spachtel erkennen. Es kommt die Frage auf, ob damit versucht werden soll, eben dieses Material wieder an den Zwerg anzubringen. Oder stehen die Spachtel für etwas, was abgedeckt werden soll? Ein Teil des Sockels, welcher vorgibt aus Holz zu sein, scheint bereits verdeckt worden zu sein, was jedoch nur mässig gelingt.
Neben den Spachteln liegen noch weitere Arbeitsmaterialien auf dem Sockel. Es lassen sich ein Bleistift, Schaumgummiplatten und etwas wie Eisenstangen erkennen. Es wirkt, als sei das ganze Werk ein unfertiges Konstrukt. Das Thema des Scheins spiegelt sich gesamthaft wieder. Einerseits in den Unterschieden, was das Werk zu sein scheint und was es ist, andererseits im verwendeten Material selbst. Während es wie unterschiedliche Materialien wirkt (Holz, Metall, Textilien) besteht es lediglich aus Silikon. Es wirft erneut die Frage der Gesellschaft auf. Ist alles nur Schein? Die Spachtel verstärken diesen Effekt.
Die Skulptur wirkt aus keiner Perspektive normal und je länger man sie betrachtet, desto unwohler wird einem dabei. Wobei das Groteske gleichzeitig abschreckend wie faszinierend wirkt. (Jacqueline S.)
Dopwhite, WS, 2009
Dieses Bild verkörpert Ironie – die Ironie der Gesellschaft. Es löst in mir keinerlei Wertschätzung von Ästhetik aus. Doch muss Kunst ästhetisch sein, muss Kunst «schön» sein?
Wenn ich lese, wie sich ein Grossteil der Gesellschaft von McCarthys Werken provozieren lässt, die Bilder und Skulpturen als hässlich und pervers bezeichnen, zaubert mir dieser Zustand ein Schmunzeln auf die Lippen.
Zelebriert nicht die heutige Gesellschaft unbewusst, mit den gegenwärtigen Körperbildern und Idealen der Werbung, den Gipfel der Perversion? Aber wenn ein Künstler eine Vagina auf seinem Bild zeigt, schütteln alle unverständlich den Kopf.
Muss Kunst «schön» sein? Nein. Für mich muss Kunst bewegen, hinterfragen, polarisieren, wie dieses Bild. (Rafael H.)
Santa with Butt Plug (foam maquette), 2006
In der westlichen Kultur wird Santa Claus als Symbol für Fröhlichkeit und Familie betrachtet. In einer sehr rohen Art und Weise, zerstört Paul McCarthy dieses Komfortgefühl indem er den Weihnachtsmann mit einem Sextoy ausstattet. Dieses Sextoy entzieht ihm seine Unschuld. Dieses Thema kommt immer wieder in der Ausstellung vor und wird mithilfe von Horrorszenen illustriert. Paul McCarthy mag es die Leute zu zeigen, was die Gesellschaft missbilligt, wie beispielsweise kopflose Schweine oder eine nicht traditionelle Sexualität. (Samuel W.)
Dopwhite, WS, 2009
Als ich Dopwhite zum ersten Mal sah war ich
total fasziniert. Die Größe, die Farben und die Komposition gefiel mir von
Anfang an sehr gut. Nachdem ich das Werk aber genauer und von näher betrachtete
und die einzelnen Details, die man von weitem nicht erkennen konnte sah, veränderte sich meine Auffassung schlagartig.
Im Zentrum des Bildes befindet sich ein Zeitschriftenauszug einer nacktem Frau,
die ihre Beine auf gespreizt hat und sich an ihrer intimen Stelle berührt. Schon
nur, dass er dieses Bild ins Zentrum seines Werkes gesetzt hat, verstört mich
persönlich. Es ist zu vermuten, dass dieser Auszug aus einem pornografischen
Magazin das Geschlechtsteil des Schneewittchen darstellen soll.
Meiner Meinung
nach ist das interessante an dieser Zeichnung die Darstellung des
Schneewittchens. Dadurch, dass er sie zweimal gezeichnet hat wirkt es auf mich
als würde McCarthy ihr eine schizophrene Persönlichkeit verleihen. Auf der
einen Seite hat sie immer noch das märchenhafte, liebe und unschuldige Gesicht,
während sie auf der anderen Seite einen versauten, mit Drogen versehrten
Eindruck erweckt. Somit spricht der Künstler viele Tabus und gesellschaftskritische
Themen an. Zum einen spielen die Sexualität und die
Drogen eine wichtige Rolle zum anderen aber auch die Oberflächlichkeit und
Falschheit unserer Gesellschaft. Diese Themen kommen in diesem Werk sehr schön
zur Geltung. Schon nur, dass das Papier nicht in perfektem Zustand eingerahmt
wurde und den Eindruck erwecken könnte, dass das Werk kaputt oder unvollständig
sei, ist ein eigentliches No-Go in der Kunstbranche. Paul McCarthy verleiht
seinen Werken eine Art Gleichgültigkeit und Arroganz, stellt sich über all den
Regeln der Gesellschaft und lässt kein Thema unberührt.
Das Motiv des
Schneewittchen wird hier nicht zum ersten Mal mit dem Drogenkonsum assoziiert.
Schon im Jahr 2005 kam ein Schweizer Film namens Snow White heraus, der davon
handelt, wie ein unschuldiges Mädchen sich in der falschen Typen verliebt und
im Drogenrausch versinkt. Die Farbe Weiß und somit auch Snow White
(Schneewittchen) wird mehrmals mit der Droge Kokain in Verbindung gebracht.
McCarthy spielt mit diesem Leitgedanken. Schon nur der Titel Dopwhite spricht alles darauf hin.
Ich habe dieses
Werk aus der beindruckenden Sammlung von Frau Hauser ausgewählt, weil es meiner
Meinung nach den Künstler und seine Art und Weise am Besten zur Geltung bringt.
Dieses Papier mit seiner unübersichtlichen, wirren Zeichnungen und der Collage,
welche aus verschiedenen Verbrauchsmaterialien wie zum Beispiel einem
Verpackungskleber, einem gebrauchten Pinsel oder einem benutzten Latex
Handschuh besteht, verleihen dem Werk ein versautes, schmutziges und
schockierendes Gefühl. Genau diese Stimmung will der Künstler mit seiner Kunst
bei seinen Mitmenschen auslösen.
Sobald sich die
Zuschauer hinterfragen, was er denn genau aussagen will, ist sein Job als
Künstler getan und er kann sich seinen neuen Projekten widmen. In meinen Augen
ist Paul McCarthy gleichzeitig ein Genie und ein Verrückter. Doch diese gehen
auch oftmals Hand in Hand. Er spricht Themen an, die trotz ihres prägnanten
Daseins in unserer Gesellschaft oft verstummen und nicht diskutiert werden.
Mit seiner Kunst hat er meines Erachtens diese Überbrückung erfolgreich gemeistert und hat nicht ohne Grund Millionen von Bewunderer Weltweit. (Sharon M.)
Mit seiner Kunst hat er meines Erachtens diese Überbrückung erfolgreich gemeistert und hat nicht ohne Grund Millionen von Bewunderer Weltweit. (Sharon M.)
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