Mittwoch, 15. Oktober 2014

Mathieu Mercier

ATTRAPPEN UND VERWEISE

Die Ausstellung von Mathieu Mercier in der Lokremise des Kunstmuseums St.Gallen zeigt unter anderem Installationen mit verfremdeten Materialien und Gegenständen, die als Anspielungen auf Werke aus der Kunst- und Designgeschichte gedeutet werden können. Zudem arbeitet Mercier gerne mit Alltagsobjekten, die in seinen Installationen aber stets in ungewohnten Positionen oder Kombinationen vorkommen. Damit durchbricht der Künstler die gewohnten Sehweisen der Betrachter und eröffnet ein breites Feld, seine Werke zu dechiffrieren.

Im September 2014 hat sich eine Klasse der Fachmittelschule der Kantonsschule am Brühl St.Gallen mit dem Berufsfeld Gestalten mit der Ausstellung von Mathieu Mercier in der Lokremise beschäftigt. Nach einem angeregten Rundgang durch die Ausstellung setzte sich die Diskussion ins Klassenzimmer fort. Das Werk von Mathieu Mercier wirft Grundsatzdiskussion auf. Die Frage, ob etwas Kunst sei, wenn der Künstler selber „nichts daran gemacht“ hat, (getreu dem Prinzip „Kunst gleich Können“), beschäftigte die SchülerInnen. In der Kunstgeschichte hat bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts Marcel Duchamp diese Ansicht mit seinen Ready-Mades endgültig verändert, worauf auch Mathieu Mercier in seinem Werk Bezug nimmt. Angeregt von den Diskussionen, die während des Ausstellungsrundgangs entstanden sind, recherchierten die Schülerinnen und Schüler zum Thema Kunst. Dabei sind sie auf den amerikanischen Philosophen und Kunstkritiker Arthur C. Danto gestossen, der sich ebenfalls mit dieser Frage auseinandersetzte. Er besagte, dass ein industriell hergestellter Gegenstand im Kunstkontext darum zum Kunstwerk werde, weil er „über-etwas“ sei, (sog. aboutness) und durch Interpretation im Kunstkontext zum Bedeutungsträger wird.


Zurück im regulären Unterricht widmete sich die Gestalterklasse einer kleinen Intervention im Schulraum, im Sinne, wie sie einige Werke von Mathieu Mercier verstanden hatten. Und das sind ihre Beiträge:



Schein 
Aluminium, Plastik, Holz, Acrylfarbe
2014, KSB, St.Gallen


die Liebenden
Pet, Gips, Zeitung
2014, KSB, St.Gallen


2014
Laserdruck
2014, KSB, St.Gallen


ohne Titel
Textil, Karton, Schnur
2014, KSB, St.Gallen


ohne Titel
Spiegel
2014, KSB, St.Gallen

Donnerstag, 15. Mai 2014

DAVID MALJKOVIC


David Maljković beschäftigt sich in seinem multimedialen Schaffen u.a. mit dem Vermächtnis des ehemaligen Jugoslawien, mit Utopien vergangener Epochen und Versprechungen einer gescheiterten Moderne. Dabei setzt sich der Künstler nicht nur mit der gesellschaftlichen, sondern auch mit seiner eigenen künstlerischen Vergangenheit auseinander. So sichtet er sein Werk immer wieder neu, kombiniert und collagiert es und erarbeitet so neue Werke und Präsentationsformen. Er richtet die Aufmerksamkeit vom Inhalt auf die Inszenierung und macht so das Ausstellen selbst sichtbar.

Zehn Studierende der Pädagogischen Hochschule St.Gallen haben sich im Rahmen des Moduls „Kunstvermittlung“ mit der Ausstellung beschäftigt. Ziel war, eine Übung für einen Schulklassenbesuch zu entwickeln, welche einen einfachen Einstieg in die Arbeiten des Künstlers ermöglicht. Die Studierenden haben erst nach Assoziationen dann via Internet nach passenden Referenzbildern gesucht. Diese Bilder können einer Schulklasse in der Ausstellung vorgelegt werden, um eine Verbindung zwischen Bildern und Werk herzustellen. Somit wird ein Dialog über das Werk initiiert.



AFTERFORM, 2013


Ein weisser Sockel, zirka fünf auf acht Meter gross und 20 cm hoch, bildet das Zentrum der Arbeit. Die zwei Säulen im Raum begrenzen diese Fläche. Hinten links steht auf der Platte eine weisse Stativleinwand zum Aufziehen. Sie besitzt drei Beine, welche sich zusammenschieben lassen würden. Die Leinwand selbst ist horizontal länglich, ca. 1.50 m auf 2.50 m. Vorne rechts hängt ein schwarzer Beamer an einer Metallstrebe von der Decke hinunter.  Zwei Kabel leiten den Strom über die Decke zum Beamer. Dieser projiziert einen sehr einfachen Comicfilm, der in Endlosschlaufe läuft. An den zwei Säulen hängt je ein weisser Laursprecher. Daraus erklingen Geräusche, die auf den Film abgestimmt sind, aber nichts mit dem Inhalt zu tun haben. Es knistert, klappert, quietscht.


Referenzbilder



DISPLAY FOR LOST PAVILLON, 2013

Das Werk befindet sich an der hinteren Wand des Saals, links  neben einem grossen Fenster. Es setzt sich aus vier Objekten zusammen. Als erstes sticht ein grosser quadratischer Sockel ins Auge. Er ist 175 cm breit und lang, die Höhe ist schätzungsweise 40 cm. Die hintere Seite dieses weissen Quaders berührt die weisse Ausstellungswand. In der Mitte des vorderen Drittels der Deckelfäche des Sockels hat es ein rundes Loch mit einem Durchmesser von ungefähr 20 cm. Ein kleinerer, ebenfalls weisser Quader hebt den grossen ungefähr 30 cm vom Boden ab. Ein weiteres Objekt ist ein schwarzes Mikrofongestell. Es steht unmittelbar vor dem grossen Quader, in der Mitte der vorderen Seitenfläche. Die oberen 2/5 des Gestells sind in einem Winkel von ca. 45 Grad nach unten in Richtung der Ausstellungswand geneigt. Am vorderen Ende des Gestells ist ein schwarzes Mikrofon befestigt. Es ist jedoch auf den ersten Blick kaum sichtbar, da es in dem Loch des Sockels verschwindet. Das Kabel des Mikrofons führt zu einem schwarzen kubikförmigen Verstärker, der links vom Sockel steht. Der Verstärker hat ungefähr die Masse 30x30x30 cm. Ein zweites Kabel führt vom Verstärker weg und ist in einer Steckdose hinter der Ausstellungswand einsteckt. 


Referenzbilder


AFTERFORM, 2013

Über einem verwittertem Betonboden ist ein weisser Sockel, der ca. 2m auf 4m gross und 20cm massiv ist. Eine weisse Wand, die ca, 8m hoch ist,  stösst durch den sockel. Die Wand durchtrennt den sockel ca  im verhältnis von 1/3 zu 2/3. Auf dem grösseren Teil des Sockels steht ein klappbarer Projektor-Tisch. Der schwarz mattierte neuwertige Tisch hat 2 weisse Ablagen, die schwarz umrandet sind. Darauf steht ein eingeschalteter Diaprojektor mit Rundlauf, der ein einziges Dia auf die hochragende Wand projiziert. Die Projektion des ausgebleichten Farbdias in grau und weiss Tönen hat ungefähr die Masse 40cm mal 70cm. Das Bild des Dias zeigt helle/dunkle und runde/eckige Flächen. Links unten sieht man eine helle rundliche form, die die untere Hälfte des gesamten Bildes einnimmt. Die obere Hälfte des Bildes ist grundsätzlich dunkel, wobei es mit hellen flecken durchsetzt ist.    


Referenzbilder



UNTITLED, 2004

Das Werk besteht aus einem weissen, dreidimensionalen Quader. Er ist auf einem Sockel kleineren Formats präsentiert. Diesen sieht man vor dem Werk stehend nicht. Der weisse Quader scheint deshalb zu schweben. Auf der Vorderseite rechts ist eine schwarze Anzeige angebracht, die in pulsierenden Schlägen rote Striche aufleuchten lässt. In der Mitte des Displays sieht man permanent zwei rote Punkte. Auf der unteren, linken Seite der Anzeige ist ein weisser Schriftzug "YOKO" angebracht. Auf der hinteren Seite führt ein schwarzes Kabel vom Werk weg.



Referenzbilder